Philoisophie
Was mich an dem tantrischen Gedanken im Sinne der Masssagen und mehr von Anfang an fasziniert hat war der Umgang mit Sexualität jenseits von dem üblichen Schwanken zwischen “iiih, Sex” und “hihihi Penis” um es mal so auszudrücken.
In unserer Gesellschaft mangelt es an einer ausgeglichenen Sexualkultur. Leidtragend sind wir alle denn das Patriarchat möchte uns vorschreiben was denn nun “richtiger Sex sei”
Doch das ist so individuell wie die Menschen daselbst. Penis in Vagina stecken ist nicht die einzige Antwort. Schon alleine die Umkehrung Vagins frisst Penis existiert für viele Menschen gar nicht, für den vom viktorianischen Zeitalter geprägten Psychologen Freud war es eine DER Schreckenszenarien schlechthin.
Und war wahrscheinlich gleichzeitig auch wiederum davon fasziniert, denn Erotik existiert nunmal in dem Spannungsfeld zwischen dem was man animmt und ablehnt.
Doch wir wollen hier jenseits pathologischer Definitionen in unsere Tiefen abtauchen, uns von ihnen tragen und umspülen lassen und danach auch wieder daraus auftauchen, bereichert durch mannigfaltige erotische Erfahrung.
SSC ist eine DER Gesetze des BDSM
Safe, sane and consensual und ich denke das sollte für alle anderen Arten von Sex ebenso gehen.
Wir kreieren safer spaces um unseren besonderen Neigungen zu fröhnen - ganz gleich ob die Herausforderung darin besteht, eine Peitsche oder einfach nackig Gefühle an sich ran zu lassen.
Als BDSMlerin bin ich sehr erfahren was das rituelle Ausgestalten von Sessions, deren Inhalt auch sexuell ist, die auch im Vögeln oder dem Einsatz von Vibratoren, Dildos etc. enden könnnen - aber eben nicht müssen.
Oft wir der Terminus “absichtsloses Berühren” eingesetzt - njein, denn ich habe ja schon eine bestimmte Intention (Nähe, Hautkontakt, wohlig erotische Gefühle....).
Was aber das Wichtige ist daß dieser OrgasMUSS Mentaliät Einhalt geboten wird.
Es geht ums genießen!
Du fühlst dich gut? Super, mach weiter!
(Ok, im BDSM Kontext auch “grausam” oder “ausgeliefert” oder...)
Aber: und das ist ganz wichtig - wenn es sich komisch oder ungut anfühlt - höre auf!
Nichts kann erzwungen werden wenn es um Gefühle geht!
Rollenspiele brauchen besondere Absprachen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Tantralehrer*innen verwende ich nicht die klassische Shiva-Shakti Analogie da mir diese zweigeteilte Weltanschauung einfach nicht weit genug greift.
Zum einen haben wir es mit mehr als nur 2 Geschlechtern auch bei uns Menschen zu tun, zum anderen ist es der (sexuellen) Energie ziemlich egal welches Geschlecht du hast.
Die Überwindung des Dualismus gilt übrigens auch als Yogische Leistung, denn nach den alten Lehren der Yogis und Yoginis ist Alles Eines, Alles ist mit Allem verbunden.
Und damit sind wir auch direkt bei meiner Schutzgöttin KALI gelandet, die als älteste, mit noch aus der Steinzeit kommenden Wurzeln gilt.
Sie ist die Uranfängliche, aus ihr kommt alles und zu ihr geht auch alles.
Die Katholiken dürfen gerne den Begriff „Mutter Gottes“ reflektieren.
Wer kulturanthropologisch tiefer in die Materie einsteigen möchte beschäftige sich mit Tiamat bzw dem empfehle ich auch meine Abhandlung zur Hure Babylons in meinem Blog.
http://madamekali.de/html/sakrale_sexualitat_-_mythos_de.html
Nicht das Trennende sondern vielmehr das kommunikativ Vereinende, das aufeinander Zugehen sind erstrebenswerte Ziele in meinen Session Ritualen und Workshops.
Das tantrische Ritual sehe ich als Teil der gesundheitspraktischen Sexualpädagogik. Dein sinnlich – erotisches Selbst zu entdecken und erforschen, neue emotionale Erfahrungsräume zu betreten, deine tief in dir liegenden Potentiale zu entdecken – darum geht es.
Jenseits von New Age und Esoterik besteht die Möglichkeit eigener spiritueller Erfahrung.
Dein Körper ist intelligent - vertrau ihm!
Es gilt im kreativen Bereich sich selbst und seinen Körper zu entdecken. Nicht feste Zuschreibungen von Symbolen sondern das Herauskristallisieren eigenen inneren Erlebens gilt es zu kultivieren.
Wir wollen Ambivalenzen überwinden und mit ihnen umgehen statt im Einheitsbrei vorgekauter Symbole und Dogmen zu versinken.
Die Archetypen eines C.G. Jung können hilfreich sein, ich denke aber daß das Entwickeln eigener Assoziationen für den*die Einzelne wesentlich erfüllender und stimmiger sein kann.
Sinnvoll finde ich allerdings die von ihm bekannt gemachte „Schattenarbeit”. Denn nur das, was nicht beleuchtet und erkannt wird ängstigt uns und doch ist nichts so dunkel als daß es nicht mit Licht seinen Schrecken verliert.
Gerade im Bereich der Sexualität haben wir es mit vielen Verdrängungen zu tun die als “Schatten” in uns schlummern, oft aus falsch verstandener Scham.
Und doch reizt es uns dieses „Sündige“ zu tun – gerade im Bereich BDSM tauchen auch immer wieder gut behütete Geheimnisse an die Oberfläche, schamhaft versteckte Leidenschaften.
Doch der Wasserball will umso mehr an die Oberfläche umso mehr wir ihn in die Tiefe versuchen zu drücken.
Bringen wir diese Leidenschaften nun gezielt an die Oberfläche, beobachten wir was sich da Platz verschaffen möchte und helfen somit zu einem kultivierten Umgang mit den „Perversionen“ die oftmals viel normaler sind, wenn eines sich erst mal in Ruhe damit auseinandersetzt.
Denn Scham und Schuld schneiden uns nur von unserer Umwelt oder unseren Gefühlen ab.
„Use it or loose it“ - der alte Satz aus dem Fitnessbereich gilt auch im Bereich der (sexuellen) Körperempfindungen.
Es liegt an jede*r Einzelnen von uns das hinzunehmen oder etwas daraus zu gestalten, natürlich was im Rahmen der allgemeinen Gesundheit und Konstitution praktikabel ist.
Meine Arbeitspraxis mit Menschen in diesem Punkt zeigt daß es von 18 bis ü80 immer eine Menge Möglichkeiten gibt!
Mit meinen ü50 habe ich beschlossen mich noch möglichst lange an hedonistischen Genüssen zu erfreuen und immer wieder spannende neue Sachen zu entdecken.
Kommst du mit?
Hier eine unendliche Geschichte:
Die dualistische Weltanschauung, die sich auch in der Diskussion um die Verleugnung der Geschlechtervielfalt zeigt, ist für die patriarchale, kapitalistische Gesellschaft wichtig um weiterhin ein klares Feindbild zu haben.
Dies dient der die Wirtschaft antreibenden Kriegsführung ebenso wie den (post)kolonialen Ausbeutungssystemen.
Indem ich mein Gegenüber als das Andere/Fremde sehe mit dem ich nichts gemein habe findet eine unnatürliche (selbst) Überhöhung statt.
Eine offene und ehrliche Begegnung/Interaktion wird ebenso verhindert wie unbefangener, vorurteilsfreier Informationsfluss und Austausch.
Dadurch geht uns wichtiges Wissen verloren, es minimiert meinen Wissenshorizont erheblich.
Diese Lücke „schließt“ dann wieder die Propagandamaschinerie der Gesellschaft. Gerne auch mit unantastbaren religiösen Vorstellungen s.o.